Preisträgerkonzerte der
Musikhochschule Weimar

 
 

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Der 5. Internationale FRANZ LISZT Klavierwettbewerb fand vom 27. Oktober bis 5. November 2006 in Weimar statt. Die Jury vergab den Sonderpreis des Theatervereins Ballenstedt/Anhalt an Olga Kozlova (Russland). Das Konzert im Schlosstheater Ballenstedt fand am 28. Oktober 2007 statt.

Olga Kozlova
(Russland)

  Franz Schubert Piano Sonata in A minor, op. 42
  Franz Schubert/Franz Liszt "Gretchen am Spinnrade"
  Franz Schubert/Franz Liszt "Ungeduld"
  Franz Schubert Impromptu F minor, op. 142, No 4
  Franz Schubert Impromptu Ges major, op. 90, No 3
    ≈≈≈≈
  Franz Liszt Sonetto del Petrarca 104
  Franz Liszt Piano Sonata in H minor

Zum fünften Mal präsentierte der Ballenstedter Theaterverein seinem Publikum in dem schönen barock/klassizistischen Schlosstheater einen außergewöhnlichen Kunstgenuss: Mit der jungen Russin Olga Kozlova, der 1.Preisträgerin des Franz-Liszt-Klavierwettbewerbs der Musikhochschule Weimar und Trägerin des Schubert-Preises 2006 der Deutschen Schubert-Gesellschaft, erlebten die etwa 130 Zuhörer eine außerordentlich hochbegabte kraftvolle und brillante Pianistin, die sich trotz ihrer Jugend (21) bereits internationale Anerkennung von Moskau über Warschau bis Paris erworben hat.

Das Spiel beginnt mit der schwierigen a-moll-Sonate von Franz Schubert, in deren schicksalhaft anmutendem ersten Satz der dämonische Charakter der Musik in seiner Kompromisslosigkeit meisterhaft zum Ausdruck kommt. Bei den dem ganzen Werk innewohnenden teilweise abrupten Themen- und Stimmungswechseln spielt Olga Kozlova auch die lyrischen Passagen mit großartiger Souveränität und Einfühlung. In anhaltendem Beifall äußert sich die Ergriffenheit und Begeisterung der Zuhörer.

Mit den Liszt’schen Bearbeitungen der beiden Schubertlieder „Gretchen am Spinnrade“ und „Ungeduld“ bietet das Programm eine nicht minder anspruchsvolle Fortsetzung. Von nun beherrscht – unterbrochen nur durch die beiden im Programm folgenden Schubert-Impromptues  – der pianistische Geist Franz Liszts den Konzertraum. Schon in den beiden Liedbearbeitungen fordert Liszt nicht nur die Zuhörer sondern auch die Interpretin zu höchster Konzentration heraus. Wunderbar, wie die Pianistin die tiefsinnigen und schwermütigen Schubert-Stimmungen aus den sie umgebenden und sie beinahe zuwuchernden kristallinen Konstruktionen der Liszt-Bearbeitung trotz atemberaubendem Tempo der Töne immer wieder befreit.  Auch in den Impromptues f-moll und Ges-Dur von Franz Schubert fesselt die Kozlova ihre begeisterte Zuhörerschaft durch ihr nuancenreiches und empfindsames wie kraftvolles und durchgängig hochkonzentriertes diszipliniertes Spiel bis zum letzten Akkord.

Nach der Konzertpause gehört das Haus nun ganz Franz Liszt mit dem „Sonetto del Petrarca 104“ und der abschließenden Sonate h-moll; und die Pianistin füllt es aus mit den Klängen und Klanggewittern, die sie mit unglaublicher Sicherheit, Schnelligkeit und Präzision aus dem Flügel hervorzaubert. Das ist Liszt’scher Stil und man möchte eigentlich nicht glauben, dass menschliche Fingerfertigkeit bei so durchgängig beherrschter Tongestaltung zu solchen hohen Tonfolgen überhaupt fähig sei. Die h-moll-Sonate hat es in sich; Zeitgenossen Franz Liszts, wie der Wiener Kritiker Hanslick und auch Robert Schumann äußerten sich ausgesprochen kritisch. Liszt nimmt in genialer Ahnung – so könnte man meinen – 150 Entwicklungsjahre in ein technisches und teilweise chaotisches Zeitalter mit dieser Musik vorweg. Die Interpretin kann für sich beanspruchen, diese kompositorische Zumutung bis in die letzten Töne hinein großartig gemeistert zu haben. Großer Beifall und eine kleine Zugabe beendeten diesen einmaligen und auf höchstem künstlerischen Niveau gestalteten Musiknachmittag in Ballenstedt.

Barbara Kirchner-Babinecz